Was die Antivirus-Software betrifft, so ist der Windows Defender die natürliche Wahl. Genau genommen ist es eigentlich kaum eine Wahl, sondern eher einfach der standardmäßige Stand der Dinge, da dieser bereits mit Windows 10 mit- bzw. vorinstalliert geliefert kommt. (In vorigen Windows-Versionen war dieses Programm noch als Microsoft Security Essentials bekannt.) Aus diesem Grund ist es verlockend, einfach alles so zu belassen, wie es ohnehin schon ist und sich selbst gut zuzureden, dass alles gut ist, oder etwa nicht?
Aber ist das von und in Windows integrierte Tool genug oder müssen wir uns immer noch auf die großen, starken Waffen einer Antivirus-Software verlassen, um online sicher bleiben zu können? Für die genauen Fakten einfach weiterlesen.
Anmerkung: Dies ist eine Analyse, basierend auf Tests, die im Dezember des Jahres 2018 durchgeführt wurden. Die Ergebnisse werden zwangsläufig mit der Zeit variieren und sich verändern, aber wir geben unser Bestes, um das Ganze im Griff zu haben.
Wie schlägt sich der Windows Defender im Vergleich?
Wenn man vom Windows Defender in der Isolation spricht, wird man nicht weit kommen. Was wir wissen müssen und wollen ist, wie er sich mit den größten Antivirus-Programmen, die man vermutlich bereits heruntergeladen oder über die Jahre sogar dafür gezahlt hat – die McAfees, AVGs und BitDefenders dieser Welt.
Gott sei Dank gibt es unzählige Seiten, die sich dem Vergleich von Antivirus-Software auf einer monatlichen Basis gewidmet haben.
AV Test
AV Test hilft Nutzern dabei, gebildete Entscheidungen darüber zu fällen, welchen Antivirus sie nutzen sollten. Sie bewerten und stufen jeden Antivirus anhand von drei Faktoren auf einer Skala von 0 bis 6 ein, wobei 6 das Beste ist. Die drei Elemente, auf die sie die Programme hin testen sind Schutz, Leistung und Benutzerfreundlichkeit. Wie hat sich der Windows Defender bei AV Test also geschlagen?
Ziemlich gut, wie es aussieht.
Im April 2018 hat der Windows Defender aus den drei Kategorien im Schnitt eine Gesamtpunktezahl von 5,5 erreicht, aber die Tests des Monats Dezember 2018 hatten tatsächlich sogar eine Verbesserung im Schutz gezeigt – was dem Programm die volle Wertung bescherte. Das gibt dem Windows Defender eigentlich dieselben Bewertungen in Schutz („Protection“) und Leistung („Performance“), wie die Giganten unter den Antivirus-Herstellern, darunter beispielsweise Avast, Avira und AVG.
Effektiv und an realen Werten gemessen bietet der Windows Defender einen Schutz von 99,6 % gegenüber Zero-Day-Malware-Angriffen, so zumindest AV Test. Aus 1,5 Millionen Proben hat der Windows Defender sieben zulässige, rechtmäßige Teile an Software als Malware erkannt und als solche abgestempelt, das war im November, was ein bisschen schlechter ist, als der Durchschnitt der Industrie, welcher bei fünf liegt.
Also ist der Windows Defender tatsächlich in der Lage, es mit den großen Jungs aufzunehmen, was für viele eine große Überraschung sein mag, besonders für jene, die das Programm vor einigen Jahren noch als eine Art verkümmerte, unentwickelte Lösung kannten.
AV Comparatives
Es ist kaum maßgeblich oder kennzeichnend, nur einen Blick auf nur eine Webseite zu werfen, da sich die Meinungen von AV Tests, betreffend Tests und Kriterien doch leicht von anderen unterscheiden. In diesem Sinne besprechen wir eine weitere, bekannte und populäre Seite für das Testen von Antivirus-Programmen. Dabei handelt es sich um AV Comparatives. Kann der Windows Defender seine eindrucksvolle Form auf diese Webseite übertragen?
Wenn man einen Blick auf die Real-World Schutz-Tests, durchgeführt in realen Umgebungen, so sind die Ergebnisse ebenfalls wieder besonders gut. AV Comparatives hat seine Tests anhand der Nutzung einer Mischung aus bösartigen URLs, nebenhergehenden Downloads und URLS, die die Nutzer auf Malware weiterleiten, durchgeführt. Der Windows Defender hat dabei eine Gefährdungsrate von 0 % erreicht, was besser als die 0,5 % Rate von Avast und AVG ist und sich mit den nahtlosen Punktzahlen von Avira, BitDefender und McAfee vergleichen lässt.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren hat sich der Windows Defender drastisch verbessert, was das Blockieren und Sperren von „vom Nutzer abhängiger“ Malware betrifft – also Malware, bei welcher Windows eine Warnung an den Nutzer ausspricht, aber dennoch die Option des Ausführens gibt. Im April 2018 betrug die Rate der vom Nutzer abhängigen Malware 3,6 %. Von Juli hin bis November 2018 ist Wert auf einen Durchschnitt von 0,8 % gefallen.
Wo der Windows Defender ziemlich böse ausgerutscht ist, ist das Erkennen von False Positives, also das fälschliche Markieren von „gutartiger“ Software als bösartige. Hier besitzt der Windows Defender um ein Vielfaches die weitaus höchste Rate unter all den großen Unternehmen der Antivirus-Software, die es da draußen gibt. Es wurden 106 False Positives von Juli bis November 2018 gezählt – mehr als doppelt so viel als der in dieser Hinsicht zweitschlechteste Antivirus.
Diese beiden Trends könnten miteinander zusammenhängen, mit einer Erhöhung der False Positives und einem viel besseren Blockieren von vom Nutzer abhängigen Malware als das Ergebnis von enger geschnallten Sicherheitsmaßnahmen durch den Windows Defender. Natürlich, andere Software zeigt, dass man in beiden Kategorien gute Ergebnisse erzielen kann, also ist das die nächste Sache, um die Microsoft sich kümmern sollte – das drastische Herabsenken der False Positives, während die hohen Sicherheits-Standards beibehalten werden.
Viel besser, als es einmal war
Kleine Problemchen beiseite genommen, so zeigen historische Daten sowohl bei AV Test, als auch bei AV Comparatives eine deutliche Verbesserung in der Performance von Windows Defender über die Jahre.
Noch im Oktober 2015 hat der Windows Defender das besonders niedrige Rating für Schutz (mit 3,5 von 6 Punkten), was zu nur 95 % gegenüber Zero-Day-Malware-Angriffen führte. (Das war noch im September 2015ein alarmierender Wert von nur 80,5 %.) Der Durchschnitt der Industrie lag zu dieser Zeit bei 97,2 %, folglich hinkte der Windows Defender auf beachtliche Weise hinten nach.
Bei AV Comparatives erreichte der Windows Defender währenddessen eine Gefährdungsrate von 3 %, gemessen von Juli bis November 2016. Das wurde nahezu direkt von der Möglichkeit der „vom Nutzer abhängigen“ Sicherheitsgefährdungen im Jahr 2018 ausgetauscht, was zwar immer noch nicht perfekt ist, aber doch eine riesengroße Verbesserung darstellt.
Das Urteil: Eine robuste Verteidigungslinie
Vor nur ein paar wenigen Jahren hätte man mich ausgelacht, wenn ich gesagt hätte, dass der Windows Defender bereits ausreichen würde, um sich zurücklehnen zu können, keine Antivirus-Software von einem Drittanbieter installieren zu müssen und einfach alle Sorgen betreffend der Verteidigung des eigenen PCs Windows zu überlassen. Während wir die Selbstgefälligkeit und die Bequemlichkeit nicht fördern oder befürworten, ist der Windows Defender jetzt allein und für sich selbst eine erwiesenermaßen gute, brauchbare Antivirus-Option.
Wenn man sich selbst allerdings auf der sicheren Seite wiegen möchte und eher misstrauisch ist, so wird es niemandem wehtun oder schaden, wenn man eine zusätzliche Schutzschicht über den Windows Defender legt, nur, um die winzige Möglichkeit, dass sich etwas durchs Netz schleichen könnte, zu eliminieren.
Aber muss man sich wirklich Sorgen machen, wenn alles, was man an Verteidigung zu bieten hat, der Windows Defender ist? Nein, jetzt nicht mehr. Auf jeden Fall verändert sich die Landschaft und die Welt der Malware andauernd und wir werden ein Auge auf Entwicklungen haben, die etwas anderes andeuten könnten.
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